Deutsche Oper Berlin Januar 2016

Claus Guth inszeniert erstmalig an der Deutschen Oper Berlin und feiert am 24. Januar mit Richard Strauss‘ SALOME Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Alain Altinoglu, der zuletzt die Premiere von SAMSON UND DALILA (2011) am Haus dirigiert hat.

SALOME ist eine der ersten modernen „Literaturopern“, für die nicht eigens ein Libretto geschrieben wurde, sondern die den – meist erheblich gekürzten – Text eines bereits bestehenden Bühnenstücks verwenden. Richard Strauss entschied sich sehr schnell, das von Hedwig Lachmann übersetzte Drama „Salomé“ von Oscar Wilde wörtlich in Töne zu setzen und nicht umarbeiten zu lassen. Kirchliche Vertreter protestierten anfänglich heftig gegen die Aufführung der Oper, in Wien galt zunächst ein Aufführungsverbot, in Berlin musste der Text verändert werden; das steigerte gewiss die Neugier auf das ungewöhnliche Werk.

Heute gibt es keine religiösen Bedenken mehr und auch der angedeutete Striptease des Tanzes der Salome wird niemanden mehr empören. So interessiert vielleicht mehr, was in der Familie des Herodes schief läuft. Salome ist seine Stieftochter, er nähert sich ihr vielleicht auf unangemessene Weise, ihre Mutter Herodias schreitet nicht ein. Salome flüchtet sich in eine eigene, imaginierte Welt, in der sie den Kampf mit ihrem Stiefvater aufnimmt. Der Prophet Jochanaan spielt darin eine bedeutende Rolle, er fungiert als Waffe gegen den Vater und als dessen Antipode.

Die Titelpartie übernimmt Catherine Naglestad, die sie bereits in Wien und Neapel gesungen hat. In Hamburg war sie zuletzt als Cassandre in LES TROYENS von Hector Berlioz zu erleben. Michael Volle übernimmt die Partie des Jochanaan, Jeanne-Michèle Charbonnet die der Herodias und Burkhard Ulrich den Herodes.

Am 23. Januar wird Konrad Boehmers und Albert Ostermaiers „Elektrisches Musiktheater“ SENSOR in der Tischlerei uraufgeführt.

Drei Figuren suchen nach ihrer Vergangenheit. Nach einem Unfall ist ihre Erinnerung in Bruchstücke zerfallen und sie haben das Bewusstsein der eigenen Identität verloren. Dieser Schnitt durch das Sein ist in Albert Ostermaiers Text der Ausgangspunkt für einen Prozess der Wiederent­deckung, in der sie versuchen, aus Bildern und Erinnerungsfetzen die eigene Geschichte wie auch die sie verbindenden Ereignisse zu rekonstruieren. Haben alle drei wirklich dasselbe erlebt? Und sind die erinnerten Geschehnisse wirklich real oder sind es Phantasmagorien, die aber auf ein bis in mythische Vorzeit zurückreichendes kulturelles Gedächtnis rekurrieren?

Ostermaiers Text „Bewegungsmelder“ entstand für den deutsch-nieder­ländischen Komponisten Konrad Boehmer, mit dem er ab Ende der 90er Jahre an mehreren gemeinsamen Projekten gearbeitet hatte. So etwa „Orpheus Unplugged“ für Klavier und Zuspiel, das ebenso wie SENSOR Elemente des Orpheus-Mythos aufgreift.  SENSOR ist geschrieben für vier Musiker – Klavier, Klarinette, zwei Schlagzeuger – ein elektronisches Zuspiel und drei Schauspieler. Das Stück wurde 2007 fertiggestellt, erlebt aber erst jetzt, posthum nach Boehmers Tod im Herbst 2014, seine Uraufführung. Inszeniert wird diese Produktion in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin von Verena Stoiber, die gemeinsam mit ihrer Bühnen- und Kostümbildnerin Sophia Schneider 2014 den internationalen Regie- und Bühnenbildwettbewerb „Ring Award“ gewonnen hat und mit der zusammen sie noch in dieser Spielzeit am Staatstheater Nürnberg (RIGOLETTO), am Badischen Staatstheater Karlsruhe und an der Oper Graz arbeitet.

Drei große Sängerinnen und Sänger geben im Januar ihr Rollendebüt an der Deutschen Oper Berlin: Günther Groissböck debütiert als Zaccaria und ist in den NABUCCO-Vorstellungen am 7., 23. und 30. Januar zu erleben. Und in der LOHENGRIN-Vorstellung am 31. Januar debütieren Rachel Willis-Sørensen als Elsa und Anna Smirnova als Ortrud, die Titelpartie übernimmt der schwedische Tenor Michael Weinius (auch am 14. Februar).

„Sag‘ es durch die Blume“ ist der Titel der Opera Lounge am 15. Januar im Foyer der Deutschen Oper Berlin. Wenn auf der Opernbühne von Liebe gesungen wird, sind Blumen nahezu unentbehrlich. Auf dem Programm stehen die schönsten Blumen­arien und -duette, u.a. Susannas „Rosenarie“ aus DIE HOCHZEIT DES FIGARO und das berühmte Blumenduett aus Léo Delibes‘ LAKME, das Catherine Deneuve und Susan Sarandon in „Begierde“ zu einer der spektakulärsten Liebesszenen der Filmgeschichte inspirierte. Durch den Abend führt Shelly Kupferberg.