Im Pool der Diva – eine Geschichte aus Hollywood

Wo Marion Davies baden ging

Von Petra Haffter

In Los Angeles drängen Heerscharen von Besuchern in die Bars oder Etablissements der Stars oder versuchen wenigstens, Bilder von den Villen eines Arnold Schwarzenegger, der „Jolie -Pitts“ oder von Leonardo diCaprio mit nach Hause zu bringen. Ganze Busladungen von Touristen gleiten an den von Hecken oder Mauern umgebenen Grundstücken entlang.

Das kleine Cottage auf dem Sandstrand von Santa Monica ist auf der Karte  der Staradressen nicht eingezeichnet. Überwachsen von Trichterwinde und Efeu, eingekeilt von heruntergekommenen, aber noch bewohnten Holzhütten und einem riesigen Parkplatz für Strandbesucher fristete es ein unbeachtetes Dasein. Das Strandhaus von Marion Davies, einer begabten und gefragten Schauspielerin, die ungerechterweise als Partygirl ihres Sugardaddys Randolph Hearst mehr in Erinnerung geblieben ist als auf der Leinwand, war lange Zeit ein baufälliges Relikt einer anderen Zeit. Ein Überbleibsel eines riesigen Anwesens, das ursprünglich ihr gehörte, aber das der Zeitungsbaron Hearst, als er einen zweiten Anlauf in die Politik erwog – er wollte als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen – zu Repräsentationszwecken hatte umbauen lassen.Santa Monica war näher als San Simenon, wo in seinem berühmten Hearst Castle die Hollywood Stars Schlange standen. Der Medienmogul und Marion liebten Kostümpartys und luden zu Filmvorführungen oder Konzerten ein. Bei einem Mittsommernachtskonzert diente ein blaues, mit Orchideen geschmücktes Schiff als Hintergrund für ein125 Mann Orchester. Charly Chaplin gehörte zu den Gästen. Clark Gable, Bette Davis. Und Greta Garbo ebenfalls. Das spektakulärste aller Feste im „Versailles von Hollywood“ war Randolphs 75. Geburtstag,der als prunkvoller Zirkusevent inclusive Tierschau gefeiert wurde.

Der Verkauf des Grundstücks in Santa Monica wirdmal auf 1939 und mal auf 1942 datiert. Die glanzvollen Tage des Anwesens gerieten allmählich in Vergessenheit.Doch nun ist das gar nicht so kleine Häuschen aus dem Dornröschenschlaf erwacht – als öffentlicher Beachclub, der ebenso begehrt ist wie zu Zeiten des Partigirls Davis. Drei Tage im Voraus kann das Ticket per Internet gebucht werden. Wenn um sechs Uhr morgens geöffnet wird, dauert es keine 15 Minuten, bis alle 150 Plätze im „Annenberg Community Beach House“ vergeben sind. Die Räume, die man fur private Parties, Empfänge oder Hochzeiten buchen kann, sind über Monate im Voraus ausgebucht.Das mächtige, von Säulen getragene klassizistische Haupthaus ist Geschichte; ein ebenfalls von Säulen getragener lang gezogener Neubau steht an seiner Stelle.

Die Wucht und Grandesse des von Julia Morgan entworfenen Hauptgebäudes erreicht es nicht. Die Stararchitektin ihrer Zeit und gute Freundin von Randolph Hearst hatte schon mit dem Bau seines Schlosses „Hearst Castle“ konkurrenzlos Furore gemacht. Es waren auch keine 37 Kamine und 55 Badezimmer in dem Gebäude, sondern funktionale Umkleidekabinen und Duschen. Das Badehaus diente dem Zweck. Zwischenzeitlich war das Anwesen auch einmal ein Hotel, es diente in den 1990er Jahren als Drehort der Fernsehserie „Beverly Hills 90210“. Und dann ließ sich sogar einmal – quasi von Partygirl zu Partygirl – Paris Hilton von Paparazzi auf Marions Grundstück ablichten. 2005 ersteigerte Wallis Annenberg, die Tochter des Medien Tycoons Walter Annenberg, das Grundstuck für 27,5Millionen Dollar. Sie wandelte das Anwesen in Gedenken an Marion Davies in das luxuriöse Strandbad um. Ein Angebot zum Bad in der Hollywood Nostalgie, begleitet von passender Filmmusik.

Fotos: P. Haffter

Erstveröffentlicht im RNZ Magazin / Rhein-Neckar-Zeitung KULTUR Samstag/Sonntag, 19./20. Juni 2010