Kulinarische Symphonie mit Paukenschlägen – das „Magazin“ in Salzburg

Paukenschlag Nummer 1: die Lage, die Architektur, die Besitzer. An der Westseite des Mönchsberges ist es der modernen Salzburger Architektur tatsächlich gelungen, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden. Der Architekt und Verleger Roman Höllbacher  bringt es in seiner Sprache auf den Punkt: „Dem Architekten gelang es die Stimmung des Ortes aufzugreifen und sensitiv mit neuen Intervention zu verweben. Wenn auch die Bestandsobjekte keine herausragende architekturhistorischen Bedeutung aufweisen, ihr Verlust hätte den Charakter des Quartiers beschädigt. Das “Magazin” in der Augustinergasse ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass das historisch Beiläufige intelligenter Erneuerung bedarf, um eine Zukunft zu besitzen.“ Architektonisch ein sehr schönes, begeisterndes Ensemble. Die Besitzer, Claudia und Raimund Katterbauer, nutzen ihre Chance mit einem vielfältigen Angebot:da ist die Weinbar, der Eingang zum Restaurant  „Kaverne“, modernes Ambiente im alten Stollen; ein Innenhof, der Vinothek, einer Seminarküche, dem  „Deli“ und der Glasgalerie.  Abgerundet und vollendet durch den Charme der Gastgeber.

Paukenschlag Nummer 2: der Service. Hier vor allem Yvonne Köhler, Chef de rang. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen, jeden Blick des Gastes nimmt sie wahr und reagiert sofort- und dann ihr Wissen vom und über Wein, einfach fantastisch. Die Kochkunst von Sebastian Schlechtleitner wird durch Yvonne Köhlers Weinempfehlungen zum Hochgenuss.

Paukenschlag Nummer 3: der Koch. Sebastian Schlechtleitner ist der Teufelskerl in kleiner Küche mit toller Mannschaft. Zum Glück war er als Gymnasiast faul, verließ das hohe Bildungsinstitut und ging auf die Gastronomieschule. Über die  „Riedenburg“ in Salzburg,  „Meinl am Graben“  in Wien, führt der Weg ins „Magazin“. Hier kann er sich verwirklichen, lebt und erlebt er seine Freude am Beruf: die Vielseitigkeit, die Kreativität, der Kontakt zu Menschen.  Die Grundbasis ist für ihn das Handwerk, das Produkt das Handwerkszeug, dann geht es hinein in die Kunst des Kochens, eine Kunst mit bodenständigen Elementen. Groß ist  bei ihm der Respekt vor dem Produkt. „Das Produkt“, sagt er „ist uns geschenkt worden und es wäre schade, wenn man nichts daraus macht.“(mp3 O-Ton: Produkte) Selbstverständlich spielt bei ihm die Region eine besondere Rolle, die Saison und die Qualität. Salzburg verwöhnt ihn mit richtig tollen Ökobauern und natürlich mit Wild, einem seiner Lieblingsprodukte, schließlich ist der Vater Förster und er selbst hat schon mit 5 Jahren geholfen, eine Wildente zu zerlegen. Erfahrung, Sensibilität, Stabilität und Kreativität haben zum Michelin Stern geführt und zu 16 Punkten im Gault Millau. Schlechtleitner hat den Ruhm gut gemeistert, ist gelassen geblieben, vor allem aber seiner eigenen Linie treugeblieben. Eine Kunst aus der Bodenständigkeit mit leichten internationalen Elementen . Elegant, manchmal fast puristisch, immer voller Geschmacksexplosionen, unvergessliche Gaumen-Feuerwerke.  Und Ideen hat er immer (mp3 O-Ton Ideen) Dafür ein Beispiel    (mp3 O-Ton Beispiel) Gegensätze, die sich verbinden und nicht abstoßen oder zerstören. Seine Ruhe und Gelassenheit holt er sich durch seinen 3jährigen Sohn. Und dann ist da zum großen Ausgleich auch das Spiel zwischen Feuer und Wasser- der Lärm, die Menge beim Fußball und die Ruhe, die Einsamkeit beim Fischen. Machen wir die Probe aufs Exempel mit einer kleinen kulinarischen Traumreise: Milchlammbackerl auf einer Linsenbouillabaise –  ein Wunder an Zartheit und eine kräftige aber nicht zu deftige Geschmackskomponente durch die roten Linsen und den Hauch Safran. Perfekte Balance und eine Superidee.

Danach ein Gemälde aus einem Gänseleberturm auf einem Kaninchenfilet, einem Schaum auf Selleriebasis, gekrönt von einer schwarzen Nuss. Daneben eine Mousse vom Kaninchen und der Gänseleber und als dritte Komponente Stückchen vom sautierten Kaninchen mit einer Trockentomate als Stabilisator und als interessante Geschmackskomponente.  Hier offenbart sich perfekt seine Kochkunst aus Bodenständigkeit, regionalen Produkten und Internationalität, die ein Michelinsterneträger eben vorweisen muss, ohne modischen Trends zu verfallen. Danach die Region, die Heimat, die Bodenständigkeit in höchster Reinkultur:  Kalbskutteln butterweich geschmort in einer Basis aus schwarzen Oliven, Rotwein und Portwein und daraufgesetzt der Frischeknaller: in Olivenöl marinierte rohe Jakobsmuscheln mit Basilikum. Der Fischgang betörende Harmonie und sanfte Meereszartheit: Kabeljau mit Saubohnen und einer herrlichen Fruchtigkeit aus Physalis und Orangencreme. Eine elegante Balance aus der leicht herben, aber doch zarten Süße der Bohnen und den Früchten. Zum Schluss noch einmal Regionalität pur: ein Beiried ( also ein Roastbeef), von einer wunderbaren, natürlichen Zartheit und einem Geschmack, der die ganze Bergwelt mit ihren Almen und Wiesen und Kräutern offenbart. Buntes Gemüse vom besten Biobauern und dann nochmal ein ganz besonderes I-Tüpfelchen als  Überraschungs- Geschmackskomponente: locker leichte Frischkäsegnocchis.

Eine wunderbare leichte, elegante Begegnung mit einer Küche, die in ihrer Art, ihrem Umfeld, ihren Menschen, ihrer Kunst ein Erlebnis ist.

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