Am 3. Januar 2013 spielte Kevin-Prince Boateng für AC Milan in einem völlig unwichtigen Spiel gegen einen italienischen Viertligisten Fußball und war wie immer extrem erfolgreich. Der Ball schien an seinem Fuß zu kleben, die Fans auf der Tribune drehten durch. Sie schrien schon eine ganze Weile rassistisches Zeug, machten Affengeräusche, die ganze fiese unoriginelle Folklore – wer sich für Fußball interessiert, weiß wovon ich spreche. Nichts Neues also. Dieses Mal aber blieb Boateng stehen, nahm den Ball und donnerte ihn mit aller Kraft in die Zuschauerränge. Genau dorthin, wo erwachsene Männer die ganze Zeit ein armseliges Schauspiel veranstalteten, das darin bestand, eine Korrelation zwischen ihrer weißen Hautfarbe und Überlegenheit vermuteten. Boateng lief quer über den Rasen, der Schiedsrichter, der sich die ganze Zeit zu fein war, das Spiel zu unterbrechen, stolperte hilflos und lächerlich hinter dem Spieler her, versuchte ihn aufzuhalten. Boateng aber zog im Gehen sein T-Shirt aus, es war, als platzte er vor Zorn aus dem Trikot. Dann folgte ein Spieler der gegnerischer Mannschaft Boateng, dann ein zweiter Spieler aus seinem eigenen Team, es folgten weitere. Von der Zuschauertribüne brandete Applaus auf, als sich alle Spieler auf dem Rasen Boatengs Protest anschlossen und mit ihm gemeinsam den Platz verließen. Der Fernsehkommentator stammelte angesichts des Ereignisses: Incredibile, veramente incredibile! Unglaublich, wirklich unglaublich.