Oper Stuttgart präsentiert Konzertprogramm 2016/17

Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling und die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart widmen sich in den Konzerten der kommenden Spielzeit der Idee von Freiheit im weitesten Sinne. Dazu angeregt wurden sie nicht zuletzt von Claude Debussy, der Musik als eine „freie Kunst nach dem Maß der Elemente“ bezeichnet hat. „Freiheit“, so Sylvain Cambreling, „das ist für uns alle ein immer wieder aufs Neue anzustrebendes Ziel, und wie kaum eine andere Kunst vermag uns gerade die Musik eine Ahnung von dem zu geben, was sein könnte, wenn wir wirklich frei wären. Für mich als Dirigent ist es ein Glück, täglich von diesem wunderbaren Element Musik umgeben zu sein – und dieses Glück auch in der neuen Saison mit den Konzertbesuchern teilen zu dürfen.“

Das Freiheitliche der Musik wird in den Konzerten des Staatsorchesters in einer Reihe von naturhaft-elementaren Werken von Claude Debussy, Peter Tschaikowsky, Toru Takemitsu oder Benjamin Britten thematisiert. Freiheit wird aber auch in so kapitalen Werken wie Beethovens Egmont-Musik, Mieczysław Weinbergs „Kaddish“-Sinfonie oder im Violinkonzert des nach Westeuropa emigrierten russischen Komponisten Victor Kissine befragt, besungen oder eingefordert.

SCHWERPUNKTE

Die drei Konzertreihen – Sinfoniekonzerte, Kammerkonzerte und Liedkonzerte – stehen in engem  Zusammenhang zum Opernprogramm, indem sie musikalische Facetten der Neuproduktionen und Wiederaufnahmen beleuchten.

Neben Werke­­­­­­­­­n der klassischen Meister Mozart, Beethoven, Bruckner und Mahler rücken wichtige Komponistenpersönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts ins Zentrum der Aufmerksamkeit, darunter Mieczysław Weinberg, Erich Wolfgang Korngold, Victor Kissine und Toru Takemitsu. Am Pult des Staatsorchesters sind erfahrene Maestri wie Marek Janowski, Thomas Sanderling und der ehemalige Stuttgarter Generalmusikdirektor Dennis Russell Davies ebenso zu erleben wie in Deutschland noch weniger bekannte Dirigenten der jüngeren Generation wie Ben Gernon und Hannu Lintu. Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling wird drei Sinfoniekonzerte dirigieren. Als Gastsolisten bereichern unter anderem die Geigenvirtuosen Gidon Kremer und Carolin Widmann sowie der Posaunist Mike Svoboda das Programm.

Sinfoniekonzerte

Zur Eröffnung der Konzertsaison durchleuchtet der Bruckner-Spezialist Marek Janowski im 1. Sinfoniekonzert am 09. und 10. Oktober 2016 mit dem Staatsorchester Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5.

Im 3. Sinfoniekonzert am 12. und 13. Februar 2017 dirigiert der Weinberg-Experte Thomas Sanderling unter anderem die Deutsche Erstaufführung von Mieczysław Weinbergs Sinfonie Nr. 21 („Kaddish“), dem letzten vollendeten sinfonischen Werk des Komponisten aus dem Jahr 1991, das er  den Opfern des Warschauer Ghettos widmete.

Benjamin Britten und Peter Tschaikowsky sind in der kommenden Spielzeit mit den Neuinszenierungen von Der Tod in Venedig (Mai 2017) und Pique Dame (Juni 2017) nicht nur Teil des Opern-Spiel-plans. Das Staatsorchester wendet sich diesen beiden Komponisten in drei Sinfoniekonzerten zu: Am 12. und 13. März 2017 erklingen im 4. Sinfoniekonzert Brittens Four Sea Interludes aus der Oper Peter Grimes und Tschaikowskys Sinfonie Nr. 4; im 5. Sinfoniekonzert am 09. und 10. April 2017 interpretiert der Pianist Markus Groh Brittens Klavierkonzert, und im 6. Sinfoniekonzert am 14. und 15.  Mai 2017 bringen Sylvain Cambreling und das Staatsorchester Tschaikowskys dramatische „Sinfonie in vier Bildern“ Manfred zu Gehör. Britten und Tschaikowsky werden auch die beiden Komponisten-WERKRÄUME der Spielzeit im Januar (Tschaikowsky) und Juni (Britten) gewidmet.

Mit einem ungewöhnlichen Konzertprojekt beschließen Sylvain Cambreling und das Staatsorchester im 7. Sinfoniekonzert am 09. und 10. Juli 2017 die Konzertsaison: Sie kombinieren Ludwig van Beethovens selten aufgeführte Schauspielmusik zu Goethes Tragödie Egmont mit Korrespondenzmusiken aus dem 19. bis 21. Jahrhundert, namentlich von Gustav Mahler und Wolfgang Rihm, sowie mit den Stimmen zeitgenössischer Dichter. Sopranistin Josefin Feiler und Bariton Shigeo Ishino aus dem Ensemble der Oper Stuttgart übernehmen die Gesangsparts, Wolfgang Michalek aus dem Ensemble des Schauspiel Stuttgart die Rezitationen.

Zwischen Meistern des 18. und des 21. Jahrhunderts bewegt sich das weitere Konzertprogramm der Spielzeit 2016/17. Zu hören sind unter anderem J. S. Bachs Konzert c-Moll BWV 1060 für zwei Klaviere und Orchester, Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune und La Mer (beide im 2. Sinfoniekonzert am 20. und 21. November 2016), Mozarts Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 9 (3. Sinfoniekonzert am 12. und 13. Februar 2017), Mahlers Fünfte Sinfonie (5. Sinfoniekonzert am 09. und 10. April 2017) und Korngolds Violinkonzert (4. Sinfoniekonzert am 12. und 13. März 2017). Das 21. Jahrhundert ist unter anderem mit Victor Kissines Violinkonzert aus dem Jahr 2012 (6. Sinfoniekonzert am 14. und 15. Mai 2017), der Deutschen Erstaufführung von Kurt Schwertsiks Posaunenkonzert Mixed Feelings (2001) sowie Hans Werner Henzes Ouverture zu einem Theater von 2012 (beide im Neujahrskonzert am 01. Januar 2017) vertreten.

DIRIGENTEN

Auch in der kommenden Spielzeit wird der Stuttgarter Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling drei Sinfoniekonzerte dirigieren (2. Sinfoniekonzert, 6. Sinfoniekonzert und 7. Sinfoniekonzert). Der ehemalige Stuttgarter GMD Dennis Russell Davies kehrt nach 30 Jahren ans Dirigentenpult im Littmannbau zurück und gestaltet mit dem Staatsorchester Stuttgart im Neujahrskonzert am 1. Januar 2017 ein Programm mit Musik aus seiner alten Wahlheimat Deutschland und seiner neuen Wahlheimat Österreich. Marek Janowski eröffnet die Konzertsaison mit Anton Bruckners Fünfter Sinfonie. Thomas Sanderling wird im 3. Sinfoniekonzert unter anderem die Deutsche Erstaufführung von Mieczysław Weinbergs letzter vollendeter Sinfonie, der Sinfonie Nr. 21 („Kaddish“) leiten. Mit ihm steht einer der profiliertesten Weinberg-Experten am Pult des Staatsorchesters, der als Co-Initiator und Vorstand der Internationalen Mieczysław Weinberg Gesellschaft, vor allem aber auch als Künstler wesentliche Verdienste um die Rehabilitation dieses wichtigen Komponisten errungen hat. Erstmals zu Gast beim Staatsorchester sind der britische Jungstar Ben Gernon (4. Sinfoniekonzert), Preisträger des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2013, und der Chefdirigent des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters Hannu Lintu (5. Sinfoniekonzert).

SOLISTEN

Als Instrumentalsolisten werden in der kommenden Saison wieder zahlreiche Meister ihres Fachs zu erleben sein: So wird Gidon Kremer, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern wird, im 6. Sinfoniekonzert das ihm gewidmete Violinkonzert des in der Sowjetunion geborenen und nach Belgien emigrierten Komponisten Victor Kissine spielen. Die Violinistin Carolin Widmann, die vor allem als    Interpretin zeitgenössischer Musik bekannt ist, wird im 4. Sinfoniekonzert mit der Darbietung von Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert ihre radikale Herangehensweise an romantische Musik demonstrieren. Der Posaunen-Virtuose Mike Svoboda bringt im Neujahrskonzert Kurt Schwertsiks    Posaunenkonzert Mixed Feelings zur deutschen Erstaufführung. Das GrauSchumacher Piano Duo wird im 2. Sinfoniekonzert zwei Werke für zwei Klaviere und Orchester darbieten: Quotation of Dream von Toru Takemitsu und das Konzert c-Moll BWV 1060 von Johann Sebastian Bach. Für Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 9 konnte Martin Stadtfeld gewonnen werden (3. Sinfoniekonzert). Markus Groh interpretiert im 5. Sinfoniekonzert das Klavierkonzert von Benjamin Britten, welches der Komponist sich selbst auf den Leib schrieb. Die Sopranistin Josefin Feiler und der Bariton Shigeo Ishino aus dem Solistenensemble der Oper Stuttgart sowie Wolfgang Michalek aus dem  Ensemble des Schauspiel Stuttgart werden im 7. Sinfoniekonzert den musikalischen und poetischen Echos von Beethovens Egmont-Musik nachspüren.

 Kammerkonzerte

Am 19. Oktober 2016 wird die Kammerkonzertsaison mit einem außergewöhnlichen Konzertabend eröffnet: Die „Lange Nacht der Nachtmusiken“ lädt die Besucher zu einer vierteiligen Reise durch die vielfältigen Klangfacetten der Tradition der Nachtmusik ein. Im 6. Kammerkonzert (26. April 2017) unternehmen Musiker des Staatsorchesters und der britische Tenor Stuart Jackson einen Streifzug durch die Musik Benjamin Brittens und seiner Zeitgenossen, kurz bevor die Neuproduktion von Brittens letzter Oper Der Tod in Venedig im Mai 2017 Premiere feiert. Im Vorfeld der Wiederaufnahme von Edison Denisovs Oper Der Schaum der Tage im Juli 2017 und begleitend zur Neuinszenierung von Peter Tschaikowskys Pique Dame gestalten Musiker des Staatsorchesters einen russisch-französischen Abend mit Kammermusik von Denisov, André Caplet, Francis Poulenc und Anton Arensky (7. Kammerkonzert am 28. Juni 2017). Außerdem würdigen die Kammerkonzerte Robert Schumann, dessen    Todestag sich in diesem Jahr zum 160. Mal jährt (3. Kammerkonzert am 14. Dezember 2016), und  erweisen der Gattung des Klavier-Trios eine Referenz (5. Kammerkonzert am 1. März 2017). Im 4. Kammerkonzert (25. Januar 2017) stehen mit Mozarts Quintett  für Horn, Violine, zwei Violen und Violoncello, Györgi Ligetis Sechs Bagatellen für Bläserquintett und Johannes BrahmsStreichsextett drei Perlen der Kammermusik auf dem Programm. Die Fagott-Gruppe unternimmt im 2. Kammerkonzert einen Streifzug durch die Geschichte ihres Instruments (23. November 2016).  

Liedkonzerte

In Kooperation mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart stehen in der Spielzeit 2016/17 sechs Liedkonzerte auf dem Programm, die – bis auf eine Ausnahme – Stuttgarter Ensemblemitglieder gemeinsam mit Gästen gestalten.

Mit dem 1. Liedkonzert (28. November 2016) verabschiedet sich Matthias Hölle nach 29 Jahren aus dem Solistenensemble der Oper Stuttgart. Der Bass, den seine Karriere zu den Bayreuther und Salzburger Festspielen und an alle großen Opernhäuser Europas und die Metropolitan Opera führte, demonstriert mit Liedern von Beethoven, Loewe und Schubert seine Vielseitigkeit. Dem britischen Barockmeister Henry Purcell ist das 2. Liedkonzert (18. Dezember 2016) gewidmet: Sopranistin Jennifer Zetlan, Tenor Alexander Sprague und Bassbariton Arnaud Richard, die ab Dezember 2016 in Purcells Musiktheater The Fairy Queen zu erleben sein werden, sowie Dirigent und Cembalist Clemens Flick verflechten Duette und Terzette Purcells mit Instrumentalkompositionen jener französischen Zeitgenossen, die die stilistische Entwicklung des Komponisten maßgeblich mitbeeinflusst haben.  Einhundert Jahre nach dem 1. Weltkrieg lassen die Mezzosopranistin Sophie Marilley und die Schauspieler Jean Manifacier und Jan Pohl Lieder und Briefe jener Zeit miteinander in einen deutsch-französischen Dialog treten (3. Liedkonzert am 07. Februar 2017). Tenor Gergely Németi ehrt seine drei Sängervorbilder Jussi Björling, Fritz Wunderlich und Nicolai Gedda im 4. Liedkonzert (24. April 2017) u. a. mit Liedern von Edvard Grieg, Jean Sibelius und Franz Lehár. Kurz nach der Premiere der Neuproduktion von Benjamin Brittens Oper Der Tod in Venedig (Mai 2017) begibt sich Mezzosopranistin Diana Haller, Erste Preisträgerin des Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie und „Nachwuchssängerin des Jahres 2013“, unter anderem mit Werken von Rossini, Schumann und Fauré auf eine musikalische Spurensuche nach dem „Mythos Venedig“. Im 6. und   letzten Liedkonzert (23. Juli 2017) lässt Kammersängerin Helene Schneiderman das fast vergessene Genre der Jiddischen Operette wieder aufleben. Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, wird die Mezzosopranistin am Klavier begleiten.

Sitzkissenkonzerte

Die erfolgreiche Sitzkissenkonzertreihe der Jungen Oper, in der Musiker des Staatsorchesters für die jüngsten Besucher musizieren, wird fortgesetzt und anlässlich des 20. Geburtstags der Jungen Oper um ein Jubiläums-Special (25. Juni 2017 im Kammertheater) bereichert. In den Sitzkissenkonzerten wählen die Musiker nicht nur gemeinsam mit den Dramaturgen der Jungen Oper Geschichte und Musik der einzelnen Produktionen aus, sondern sind als Darsteller und Moderatoren in Aktion. Die Kinder gestalten das Bühnenbild mit und können im Anschluss an die Veranstaltungen unter Anleitung der Musiker die gespielten Instrumente selbst ausprobieren.

 

LUNCHKONZERTE

In der Spielzeit 2014/15 mit großem Erfolg eingeführt, stehen auch in der kommenden Saison wieder Lunchkonzerte auf dem Spielplan: Musiker des Staatsorchesters Stuttgart gestalten eine musikalische Mittagspause von einer halben Stunde Dauer. Das Programm wird solistisch oder in kammermusikalischen Formationen im Foyer I. Rang der Oper Stuttgart als Überraschungsmenü serviert.

KONZERT+

Die in der Spielzeit 2015/16 eingeführte Veranstaltungsreihe „Konzert+“ wird weiterhin in loser Folge Künstlerpersönlichkeiten, Komponisten oder musikalische Themen der Sinfonie-, Kammer- und Liedkonzertreihen der Oper Stuttgart vertiefend vorstellen.

Eine vollständige Übersicht des Konzertprogramms finden Sie auf unserer Website unter  www.oper-stuttgart.de/konzert