‚REBSTOCK‘ – ein kulinarisches Kleinod im Markgräfler Land

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Die Fahrt auf den höchsten Punkt der Gegend. Der Hochblaue. 1164 Meter.  Hier oben öffnet sich die Landschaft, gibt einen grandiosen Blick frei auf die Gegend zwischen Freiburg und Lörrach, dem südwestlichsten Zipfel  Deutschlands. Die Vogesen als Ahnung am Horizont, wie bei einer chinesischen Tuschezeichnung. Schwarzwaldtannen im Rücken, fast bedrohlich aber nur für Bruchteile, dann gewinnt die Sonne, spielt mit Farben und Formen: Blumen, Bauernpfade, Obstwiesen, Weinberge. Die Luft – ein Cocktail aus Heu, Rebblüten, Rosen und Linden, abgeschmeckt mit einem Spritzer Kuhstall. Große Spargelfelder, kleine Weizenfelder, Kartoffelacker. Gemüseland. Bunte Flicken im grünen Markgräfler Kleid. Ein musikalischer Dreiklang aus Wald, Wein und Wasser.

 Ein kleines Dorf, Obereggenen- ein kleines Anwesen , das Landhotel Winzerhof ‚Rebstock‘. Andrea Scharf liebt ihren Hof, jetzt schon in der 5. Generation im Familienbesitz. Ungewöhnlich noch immer in deutscher Küchenlandschaft, die Frau am Herd. Kochen war schon immer ihre große Liebe. In Badenweiler begann es, dann kam die Schweiz und schließlich noch die Seefahrt. Harte Bandagen für einen intensiven Job. Wer glaubt, hier im Hinterland auf eine Hinterwäldlerin zu treffen, der irrt gewaltig. Zurückhaltend, humorvoll, ideenreich, eine wunderbare Kochkünstlerin.

rebstock1Im Gastraum klare Formen, Erinnerungen an Lebenslinien: alte Krüge, alte Teller, Schuhmacherutensilien, Weinanbaugeräte. Eine  Holzbalkendecke, ein wunderschöner Kachelofen – alles kein Luxus – aber wie die Küche – Spiegel des Reichtums einer Landschaft.

 2 Menüs stehen zur Auswahl, aus denen aber auch einzelne Elemente bestellt werden können.  Dazu ein Hausgastmenü: diesmal ein Erdbeer-Rhabarbertrunk, eine gekräuterte Rebgasse vom Lamm, ein Markgräfler Kartoffelsalat und marinierter Räucherlachs, Maispoulardenbrust, Spitzmorcheln und Spargelrisotto, Crème brûlée. Eine bessere ‚Halbpension‘ ist fast undenkbar.

 Die Menüs sind sorgfältig durchdacht, ausgezeichnete Verwöhnkultur.

 Rotbarbe auf Ragout von Lauchzwiebeln und Kumquats

Rotbarbe

 Die Lauchzwiebel nicht hart, nicht streng, geschmacktötend, sondern aufregend zart, ausdrucksstark die fruchtige zarte säuerliche Note der Kumquats, die Rotbarbe perfekt. Ein gelungenes Spiel mit Aromen und Produkten.

 Noch einmal Fisch und erneut der Beweis eines wunderbaren Köchinnenhändchens: Seeteufel, Spitzmorcheln, Frühlingsgemüse, Spargelrisotto

seeteufel

Glasig und leicht, elegant, meeresfrisch, der Seeteufel. Der Risotto, auf den Punkt, toller Geschmack, leichter Biss und als Geschmackstupfer die herrliche Erdigkeit der Morcheln.

Gebratener Felsenoctopus und Kalbskopf auf Kartoffel-Liebstöckelmarinade.

octopus

Bei dieser Kombination zeigt sich die ganz große Klasse von Andrea Scharf. Mut zu ungewöhnlichen Kombinationen und Geschmacksrichtungen – alles aber endet in Harmonie. Der Octopus außen kross und innen zart, der Kalbskopf paniert und ausgebraten. Der Geschmack beweist, was artgerechte Tierhaltung bewirkt. Es klingt wie ein Märchen aus uralten Zeiten: die Bösewichter BSE und MKS schmoren in der Hölle. Kälber werden nicht nur mit Muttermilch großgezogen, sondern auch mit Eiern, um den Wohlgeschmack des Fleisches zu erhöhen. „Artgerechte Tierhaltung“, „Klasse statt Masse“, diese Forderungen moderner deutscher Agrarpolitik erfüllen hier viele kleine Landbetriebe. Gekrönt wird der Gang aber durch eine außergewöhnliche Kartoffel-Liebstöckelmarinade. Achtung: erhöhte Suchtgefahr!

Maibockrücken, Spitzmorcheln, Spargel und Semmelknödel.

maibock

 Das Wild sehr gut im Geschmack und auf den Punkt gebraten, der Knödel nicht massiv und belastend, ein guter Begleiter, die Morcheln: der Frühling pur zum Bock vom Mai. Die Aromentrilogie ergänzt durch Saison und Region, durch herrlichen Spargel.

 Lukullischer Genussabschluss durch ein hervorragendes Dessert: Sorbets und Pavlova mit Rhabarber

dessertDie Weine kommen alle aus dem eigenen Anbau, sind sehr gute Begleiter. Begeisterung immer wieder beim Gutedel und bei den Roten ein Neuling, den Walter Scharf kreiert hat, ein roter Landwein, der Kanonentäler. Wuchtig, elegant, ausdrucksstark.

Andrea und Walter Scharf haben mit Keller, Küche und Hotel ein zauberhaftes Kleinod geschaffen. Der ‚Rebstock‘ ist einen Umweg wert.

 

‚Rebstock‘ -Kandernerstr. 4-79418 Obereggenen-07635 1289