Die Mosel – Eine kulinarische Flussreise

Die Mosel –  behaglich dehnt sie sich im Flussbett, knabbert wassersüchtig an Uferpromenaden.  Flussschleifen, Weinberge – ein Labyrinth. Windungen, nordwärts, dann wieder südwärts, manchmal sogar nach Westen. In der Mitte des Flusses auf einem kleinen Boot der Chronist und vier Männer: Ein Koch ‚wir sind ja doch verwurzelt in unserer Region‘, ein Winzer: ‚man wird kein Millionär, aber es reicht jeden Tag für eine warme Mahlzeit und ein schönes Glas Wein, ein Brenner: ‚eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette‘, ein Fischer: ‚überwiegend die Rotaugen‘.

Vier Männer und ein Chronist auf kulinarischer Flussreise.

ErsteEtappe, Bescheid. Ein kleines Dorf im Hunsrück, Wälder, enge Täler, in der Ferne scheint die Mosel silbern nah. Bescheid: fast 500 Meter hoch. Wenn es hier schneit, sind Gäste in der ‚Malerklause‘ Rarität. Hans-Georg Lorscheider  ist hier der Chef, einst Maler, heute heißt seine Palette Küchenteller und sein Malerwerkzeug sind Töpfe und Pfannen. Seine kulinarischen Gemälde  sind sehens- und schmeckenswert. Bodenständig ist er, verwurzelt in der Region. Sein Credo: ‚nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens wird man integriert und ist aufgenommen und das ist dann ein Band, der fürs Leben hält und das ist es auch, was einem immer wieder dazu führt zu sagen: ich fahre nach Hause oder : ich geh’ heim- das ist halt diese Region, es ist ein Heimatgefühl, dass man hier hat‘. Edgar Reitz wusste schon, weshalb er  für die Fernsehserie  “Heimat“ den Hunsrück wählte. Bodenständigkeit mit multikulturellem Einschlag, wie die Küche. ‚Die ‚Malerklause‘, unser Heimathafen, ein kulinarischer Ankerplatz vom Allerfeinsten. Wohnzimmeratmosphäre, Familienbetrieb. Ehefrau und Sohn machen den Service, die Tochter wird sicher auch  noch mitmischen. Hans Georg Lorscheider mit Reflektionen über seine Stationen: vom Maler zum Spitzenkoch :‚Malen ist ja ein kreativer Beruf – man sollte es nicht nur zu handwerklich sehen und so ist es auch mit dem Kochen. Kochen ist kreativ, Kochen ist aber auch Handwerk, man sollte dies als erstes Mal gelernt haben, um darauf aufzubauen und nachher auch mit den Gerichten, mit den Produkten, die man sieht, die man riecht, die man schmeckt, das Optimale zubereiten zu können. Deshalb: Kochen ist kreativ‘. Die Beispiele seiner Kreativität sind vielfältig, geschmacklich und optisch Ausnahmeerscheinungen. Frankreich läßt oft grüßen und die Region setzt die Akzente. Wohlgefühl und feinster Geschmack geben sich hier einfach immer wieder die Ehre.

Zweite Etappe: Leiwen 450ha, die größte Weinbaugemeinde im Anbaugebiet der Mosel, über 200 Winzerbetriebe. Noch vor 25 Jahren sprach kaum jemand über die Qualität der Leiwener Weine, schütteln war angesagt. Heute ist Leiwen Spitze und Werner Rosch einer der deutschen Top Winzer. Seine Betriebsphilosophie: ‚halt im Winter den Rebschnitt ganz enorm zurückschneiden auf 5 – 6 Augen pro m² und damit Erträge erzielen, die teilweise nur 1/3  des normalen Durchschnittertrages betragen – aber das ist für uns eine Selbstverständlichkeit mit dieser Form, wenn man Qualität herstellen will‘. Riesling ist „in“, junge Weintrinker schätzen ihn immer mehr und dann der Boom in England, Japan und Amerika. Bei Rosch gibt es keine blumigen, schmückenden Umschreibungen, weder  beim Wein, noch bei der Erfolgsphilosophie. Die Klimaveränderung hilft natürlich auch dem Moselriesling, von der Erhöhung der Durchschnittstemperaturen profitieren nördliche Weinregionen- aber dann kommt die entsprechende Ausbildung vieler junger Winzer dazu und das Streben nach Qualität.  ‚Auf der Welt‘, so Rosch,  ‚finden sich keine Weine, die bei dem leichten Alkoholgehalt, wie sie die Moselrieslinge aufweisen, diese Geschmacksfülle mitbringen, das bedeutet,dass unsere Bodenverhältnisse in den Steillagen durch den Schiefer geprägt sind, diese den Geschmack des Schiefers in der Mineralität an die Weine weitergeben‘. Dazu kommt ein weiteres Erfolgsgeheimnis: ‚ Wir verwenden die von der Natur aus auf der Traube befindlichen Hefen, dadurch bekommen wir nicht die von der Industrie gezüchteten  Geschmacksstoffe in den Wein, sondern eine Vielfältigkeit bei unseren Rieslingen, was sie gerade auszeichnet‘. Was Rosch sucht und braucht, ist Geschmack und kein Alkohol. Einblick in den Erfolg. Tüfteln, Denken, Strategien entwickeln, experimentieren, verfeinern und der knallharte Job im Weinberg  . Seine blauen Augen blitzen, korrespondieren mit  dem zartlila T-Shirt und den grauen Jeans. Rosch sagt von sich: ‚Ich bin der Oswald Kolle, der Aufklärer Riesling‘. Verführung pur mit einem Leiwener Klostergarten, einem Riesling Kabinett und nur 8,5% Alkohol. Ein Wunder an Frische, Duft und Fülle. Rassiger geht es nicht mehr.        

Dritte Etappe: Mehring. Heimat vonManfred Schmitt, Moselfischer. Sein Häuschen klebt oben im Hang, mit Blick auf seinen Arbeitsplatz, die Mosel. Hier oben verarbeitet er die Fänge seiner 25km langen Pacht.   Die Rotaugen sind der meistgefangene Fisch, die durch die Nähe zu Luxemburg eine Spezialität sind, ‚dann kommen‘, sagt er, ‚Zander, Hecht, Schleie und in den Sommermonaten kommt halt noch der Aal hinzu , der überwiegend geräuchert auf den Markt kommt‘. Bei der Kundschaft aber ist der Moselzander die Nummer 1. Sein Plus, Zander ist ein fast grätenfreier Fisch.  Die meisten Fische, die sonst im normalen Handel angeboten werden, kommen aus Zuchtanstalten. Bei Schmitts Zander gibt es Geschmacksexplosionen, keine Zucht, sondern Natur und natürliche Nahrung. Die Frische ist sein absoluter Trumpf, die Ware ist ein oder zwei Tage später beim Kunden.Durch die Heirat kommt er zum Beruf, der Schwiegervater hat die Pacht. Erst hilft er an Wochenenden und an Feiertagen, dann wird es Ernst. Heute ist er der einzige vollberufliche Fischer an der Mosel. Kein 8 Stunden Tag, nichts geht auf Knopfdruck, erzählt er, und ‚man hat auch Tage, wo der Fang sehr, sehr mäßig ist und man denkt, wie soll so etwas weitergehen- aber im großen und ganzen gleicht sich das durch gute Tage wieder aus. Man muss halt auf die Schifffahrt Rücksicht nehmen, die Schifffahrt hat Vorrechte- aber damit kommt man klar‚ .

Vierte Etappe: Beuren, ein Dörfchen in Höhenlage, Streuobstwiesen, Heimspiel für einen Brenner. Heinz Rausch ist Brenner im Nebenberuf,eigentlich Drucker beim ‚Trierischen Volksfreund‘. Schichtdienst und als Ausgleich das Tüfteln mit dem Hochgeistigen. Seine Brennerei, ein kleiner Anbau, beherrscht vom prachtvollen Kupferkessel, den Rohren, Hähnen ,Schläuchen. Leichter Promilleduft auf kleiner Bühne – und natürlich alles ganz legal. Gerade brennt er Obstmaische. Das Obst kommt aus den heimischen Anbaugebieten, .wunderschönne Streuobstwiesen als Lieferant. Eine Einschränkung: ‚die Qualität ist nicht immer so gut hier oben im Hochwald, wie zum Beispiel am Bodensee – aber für die hiesige Region genügt es und die Leute sind zufrieden damit‘. Die Untertreibung des Jahrhunderts, denn was Rausch hier destilliert ist absolute Klasse, fein und voll im Geschmack, verflüssigtes Obst pur, ohne irgedwelche Kratz- und Brennspuren im Rachen. Perfektes Wohlgefühl im Kopf, dem Magen und der Seele. Sein Bekenntnis: ‚Das ist also – wo man heute einen Schwerpunkt drauflegt – ein reiner Apfelbrand, früher gab es das immer gemischt – heute geht man auch schon bei Äpfeln hin und sagt: ich brenn einen reinen Boskopbrand, ich brenn einen reinen Delicious Brand – eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette,  einer der besten Aromaäpfel. Hier kann man sagen, ich hab  einen reinen Apfelbrand.‘ Dahin geht der Trend, das greift er heraus durch Vorlauf, Mittellauf, Nachlauf,  dann ablagern in Glasgefäßen und schließlich   filtrieren und abflaschen und der Versuch,dieses optimale Aroma von dem Obst,  auch noch mit ins Glas hineinzubringen. Heinz Rausch ein Zauberkünstler mit Obst, Liebe und Verstand.

4 Männer in einem Boot und der Chronist, lukullisches Nachdenken, die Mosel lächelt träge, Täler verengen sich . „Der Zauber stiller Einsamkeit“, Karl Baedeker 1846, nimmt uns gefangen.  Es ist die Heimat von Hans Georg Lorscheider: ‚Heimat ist der Punkt, an dem ich abends schlafen möchte, an dem ich abends sein möchte, an dem ich essen, trinken und wohnen möchte. Heimat ist der Punkt, an dem ich mich wohlfühle‘. Für den Genießer gibt es keinen besseren Ort mit absolutem Genuss- und Wohlfühlfaktor, als die ‚Malerklause‘ in Bescheid.

Zur Malerklause   Im Hofecken 2      54413 Bescheid

Öffnungszeiten
Sa 18:30 – 24:00 Uhr
So 12:00 – 14:00 Uhr
und 18:30 – 24:00 Uhr
Feiertage 18:30 – 24:00 Uhr
Täglich 18:30 – 24:00 Uhr
Mo, Di Ruhetag

Tel. 0 65 09 – 5 58
Fax 0 65 09 – 1082

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