Allein zwischen Himmel und Meer

In 80 Tagen um die Welt – das war doch ein Bestseller im 19.Jahrhundert von Jules Verne. In 80 Tagen um die Welt segelte auch Boris Herrmann und veröffentlichte gerade dazu sein aktuelles Buch „Allein zwischen Himmel und Meer“. Im Gegensatz zu Mr. Fogg, der per Land und Wasser, mit Dampfschiffen, Schnellzügen und sogar Elefanten reiste, segelte Boris Herrmann nur auf dem Seeweg und musste sich auf den 24.00 Seemeilen einzig und allein auf sein Boot verlassen. Dennoch gibt es Parallelen. Beide Akteure zeichnen Phantasie, Mut, Können und Einfallsreichtum aus sowie der Glaube an sich, Durchhaltevermögen und das Vertrauen in die Einheit von Mensch und Technik. Starke Charaktere. die das gesteckte Ziel in Bestzeit erreichen wollen.

Erster deutscher Teilnehmer an der Vendée Globe

An der Vendée Globe teilzunehmen war für Boris Herrmann sportlicher Ehrgeiz, eine Herausforderung an sein „Segler-Gen“. Die Regatta für Einhandsegler rund um die Welt gilt bis heute als das größte Segelrennen der Welt. Allein, nonstop ohne Land zu betreten und ohne Hilfen. Vorbei an Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn. Für 80 Tage und knapp 45.000 Kilometer (Erdumfang beträgt knapp 40.000 Kilometer) werden der 18 m lange Rumpf seiner „Seaexplorer“ und 6 m² Arbeitsraum zu dem „winzigen Zuhause.“ „…es gibt so gut wie keine Inneneinrichtung, nur die blanke, schwarze Bordwand und massive, kreuz und quer angebrachte Schotten und Springer, die es schon im Hafen schwierig machen, im Rumpf nach vorne zu klettern. Erst recht auf See, wenn das Schiff über die Wellen springt.“

Wetter und Technik

Boris Herrmann beschreibt die Verknüpfungen von Wetter, Meer und Technik, seine Kämpfe gegen die Natur und die Einsamkeit. Seine sachlichen, tagebuchartigen Erzählungen werden aufgelockert von Erinnerungen aus seiner Kindheit, seinen ersten sportlichen Erfahrungen und seiner Motivation, dem Hochseesegeln treu zu bleiben. Er erzählt von seinen Wettkämpfen und den Glauben seiner Unterstützer und Förderer an ihn, wie u.a. Hasso Plattner.

aus dem Buch „Allein zwischen Himmel und Meer“, Foto: gab

Das Verstehen der ausgeklügelten Bootstechnik, die Informationen über die Abhängigkeit von Wetter und Klima sowie die Forderungen, die Herrmann sich selbst abverlangt, machen das Buch spannend. Und immer wieder die Probleme, der WEltumsegler zu lösen hatte. Man fühlt sich ihm nahe, wenn er rational und authentisch die Lösungen erklärt. Ängste, wie seine Höhenangst oder Schlafdefizite gibt er dabei keinen Raum. Aber das Alleinsein, die Stille oder der „nervige Seegang“ beschäftigen ihn. Und da ist noch der Herrmann, der 2019  Greta Thunberg über den Atlantik nach New York brachte und seine Weltumseglung auch für die Wisenschft, für den  Klima- und Naturschutz, nutzt.
„Ich bin gespannt, was für einen Boris ich zurückbekommen. Er hat sich verändert, ich habe mich auch verändert. Er sagt, der Wert von Familie sei für ihn noch viel größer geworden. Und auch die Wertschätzung für alltägliche Situationen…“ formulierte seine Frau Birte nach den Weihnachtsfeiertagen.

Andreas Wolfers, Freund und ebenfalls Segler gab dem großen Segler-Abenteuer als Co-Autor das journalistische Finetuning. Es ist ein Buch, das nicht nur auf das Interesse von Segler*innen stößt. Es ist ein Buch, das in 80 Tagen WEltumseglung die körperliche und mentale Kraft eines Sportlers aufzeigt. Es zeigt, wie es gelingt, mit Hilfe einer perfektionierten Technik den Naturgewalten zu widerstehen. Aber es zeigt auch, die intensiven, jahrelangen Vorbereitungen für eine solche Weltumseglung und wie wichtig die menschlichen Kontakte in dieser Zeit sind, der Zuspruch und die Begleitung mit Telefonaten oder Videos durch die langen 80 Tage, allein zwischen Himmel und Meer.

 

Boris Herrmann, Andreas Wolfers
Allein zwischen Himmel und Meer
Meine 80 Tage beim härtesten Segelrennen der Welt ,
Mit zahlreichen Fotos
Hardcover, 320 Seiten,
C. Bertelsmann Verlag
ISBN: 978-3-570-10454-5

 

Artikelfoto: Start der Vendée Globe 2020, Foto aus dem o.g. Buch