Junge Königinnen

„Für Katharina, Elisabeth, und Maria sollte sich der Tod von König Heinrich als das Ende einer Ära erweisen. Über ein Jahrzehnt hatten sie gemeinsam in Frankreich gelebt, einander verbunden durch Blutsverwandtschaft und Heirat, durch Bündnisse, Freundschaft und Liebe sowie durch kindlichen Respekt gegenüber den Eltern. Der Tod des Königs sollte sie in neue Rollen drängen, Ihnen neue Lasten auflegen sie zu neuen Bündnissen treiben und dazu bringen sich neu zu erfinden.“
Zwei Jahrzehnte begleitet Autorin Leah Redmond Chang in ihrem Buch die Königinnen Katharina de Medici aus Frankreich, ihre Tochter Elisabeth von Valois aus Spanien und Maria Stuart aus Schottland durch die politischen Wirren des 16. Jahrhunderts. Die Schicksale der Königinnen waren eng miteinander verknüpft. Familiär und auch politisch. Sie regierten unterschiedliche Königreiche „und waren dementsprechend gezwungen, sich mit den jeweiligen Sitten und kulturellen Werten, Sprachen, Religionen und Erwartungen auseinanderzusetzen. Sie waren grundverschieden und jede hatte von Ihnen mit anderen Belastungen zu kämpfen.“

Drei selbständige Renaissance-Königinnen

Und diese Details beschreibt Redmond Chang und diese machen dieses Buch so beispielhaft. Die Autorin, Historikerin, recherchiert, studiert Archivmaterial, historische Aufzeichnungen und Briefe und lässt neue Betrachtungen und Zusammenhänge in dieses hochinteressante Werk einfließen. Das Buch ist nicht nur eine Beschreibung der Königinnen in ihrem politischen Umfeld, natürlich auch das, aber die Autorin geht tiefer. Zeigt die Frauen in ihren zutiefst menschlichen Empfindungen mit Angst und Depressionen, aber auch ihre Träume und Hoffnungen. Leah Redmond Chang Muster zeigt das Besondere der Regenschatten der Frauen, den Kampf gegen Frauenfeindlichkeit und die Wertigkeit von Frauen und Macht. Es ist prinzipiell ein anderer Umgang der Frauen untereinander in der von Männern dominierten Welt des 16.Jhd.

Frauen regieren anders

„Katharina, Elisabeth und Maria gingen ihren Weg, so gut sie innerhalb der ihnen auferlegten Grenzen eben konnten. Während sie Gesetze erließen und Ratsversammlungen sowie Haushalte leiteten, nutzen Sie die Fähigkeiten und Vorzüge, die sie über die Jahre erworben und notgedrungen immer weiter verfeinert hatten. Elisabeth setzte auf ihre Behutsamkeit und Liebenswürdigkeit, ihr diplomatisches Geschick und die Ratschläge ihrer Mutter. Maria verließ sich auf Scham und Schönheit, aber auch auf ein tief empfundenes Vertrauen auf ihr Geburtsrecht. Katharina fand ihre Stärke in der Mutterrolle klug und geschickt, wie sie war, lernt sie schnell Befehle zu erteilen und im gleichen Maß zu beschwichtigen. Oft nahm sie die Hilfe anderer Frauen in Anspruch über die Jahre hinweg hatte sie sich ein regelrechtes Netzwerk aufgebaut.“
Redmond Chang analysiert erzählerisch die politischen Umstände der Zeit, in der sich das Leben der drei jungen Königinnen so grundlegen verändert. Ein ausführlich aufgezeigter Stammbaum hilft, die verwandtschaftlichen und familiären Verhältnisse Katharina de´ Medici zuzuordnen.
Der farbige Bildteil ergänzt die umfangreiche Erzählung.
Dieses Buch ist ein Muss für jeden Geschichts- und Literaturliebhaber.

Redmond Chang
Junge Königinnen
Katharina de‘ Medici, Elisabeth von Valois, Maria Stuart und der Preis der Macht
Hardcover, 640 S. farbige Abbildungen,
Goldmann Verlag
ISBN 978-3-442-31603-8

Artikelfoto: Kronen,Pixabay-Inhaltslizenz