Starke Frauen in der Politik

Vor 105 Jahren, am 19. Februar 1919 sprach eine Frau zum ersten Mal in einem demokratisch gewählten deutschen Parlament, kurz bevor das Frauenwahlrecht in Deutschland eingeführt wurde. Die Sozialdemokratin Marie Juchacz gehörte zu den ersten 37 Frauen, die in die Weimarer Nationalversammlung gewählt wurden.
In ihrem Buch „Starke Frauen- Starke Stimmen“ stellt Ros Bell mit Marie Juchacz insgesamt 70 Porträts von bemerkenswerten Politikerinnen vor. Frauen aus Europa, Afrika, Amerika und Asien, die die politische Entwicklung in ihrer Zeit national oder international beeinflusst haben.

International starke Frauen-Stimmen

Ros Bell wählte sowohl bekannte Persönlichkeiten, wie Corazon Aquino, Benazir Bhutto, Kamala Harris, Golda Meir, Angela Merkel und Margaret Thatcher als auch weniger bekannte, wie Vijaya Lakshmi Pandit aus Indien, Ruth Mompati aus Südafrika, Mia Mottley aus Barbados, Beatriz Merino aus Peru aus. Jede der Politikerinnen beschreibt Ros Bell in ihrem persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld, so dass die Leser*innen ein komplexes Verständnis der politischen Entwicklung der Protagonistinnen entwickeln können. Die Porträtierten sind alle Kämpferinnen und Heldinnen ihrer Zeit. Kato Shizue gehörte zu einer der ersten Frauen, die in Japan 1946 ins japanische Parlament gewählt wurden. Sie setzte, sich für eine sichere Familienplanung und für Frauenrechte ein. Benazir Bhutto (Pakistan) kämpfte um Demokratie in ihrem Land, wurde 1988 zur ersten Premierministerin von Pakistan gewählt. Sylvie Kinigi widmete sich erfolgreich in Burundi für wirtschaftliche und soziale Maßnahmen für Frauen. 1993 wurde sie zur ersten Premierministerin in Afrika gewählt.

Eine Buchempfehlung – nicht nur zum Weltfrauentag

Jedes einzelne Porträt berichtet über Frauen, die unabhängig voneinander das Ziel verfolgen, Frauen mehr Gehör zu verschaffen, ihnen eine Stimme unter demokratischen Bedingungen zu verschaffen. Die Durchsetzung des Frauenwahlrechts gehörte dazu, das 1893 erstmals in Neuseeland gelang und 1906 in Finnland. 1920 wurde in den USA und 1928 in Großbritannien das Wahlrecht demokratisch eingeführt.
Die Autorin berichtete als ehemalige BBC-Rundfunkjournalistin viele Jahre über Politik in Westminster berichtet. Die Porträts und Biographien lesen sich fließend und enthalten Dank einer guten Recherche viele Informationen. Etwas schade, dass im Inhaltsverzeichnis die Länder der „Starken Frauen“ nicht mitbenannt wurden, in denen sie gewirkt haben. Lupin Emmy entwarf dekorative Illustrationen der 70 Politikerinnen und lockert damit die 224 Seiten künstlerisch auf.

Ein Buch, das nicht nur anlässlich des Weltfrauentags verdient, gelesen zu werden. Denn diese Frauen, mit ihren Ideen, Visionen und ihrer Weitsicht, haben unsere Welt geprägt und Grundlagen für zukünftige Entwicklungen geschaffen. Gut, eine derartige Übersicht zu lesen.
In der Einführung zu ihrem Buch sagt Ros Bell zu den „Starken Frauen“ „Neben den Gemeinsamkeiten steht das Trennende. Mit welcher der hier vorgestellten Frauen können wir uns am besten identifizieren? Mit den stillen und zurückhaltenden, mit den überschwänglichen und selbstbewussten oder mit den intellektuellen und gewissenhaften?“ Eine sehr spannende Frage.

Ros Ball / Emmy Lupin
Starke Frauen, Starke Stimmen
70 Porträts von außergewöhnlichen Politikerinnen, die Geschichte schrieben
Verlag: Frederking & Thaler, 224 Seiten
ISBN-13 978-3-95416-420-2

Artikelfoto: aus dem o.g. Buch, gab