Ballettpremiere „William Forsyth“

Beginnen wir mit dem frenetischen Premieren-Schlussapplaus des dreiteiligen Balletts „William Forsythe“ mit dem Staatsballett Berlin auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin. Choreograph William Forsythe, Intendant Christian Spuck und Komponist der ersten beiden Ballett-Stücke, Thom Willems, stehen zusammen mit dem Corps de Ballett auf der Bühne und genießen die Begeisterung des Publikums. Stehende Ovationen. Mit Recht. Die Premiere des Ballettabends „William Forsythe“ in Berlin mit den Stücken „Approximate Sonata 2016“, „One Flat Thing, reproduced“ und „Blake Works I“ war erneut eine gute Auswahl des Berliner Intendanten. Auch eine gute Entscheidung, dem großen Künstler, Choreographen und Meister den Ballett-Abend seinem Namen zu geben. Eine Ehrerbietung an die Person, William Forsyth, seinem künstlerischen Schaffens, dem „König und Meister des Balletts“. Der heute 76-jährige Choreograf gab dem klassischen Ballett eine neue Dimension, entwickelte eine neue Dynamik für die Tänzer*Innen und gilt als einer der bedeutenden, zeitgenössischen Choreografen.

„One Flat Thing, reproduced“

Dynamik ist in „One Flat Thing, reproduced“ untertrieben. Mit einer Vehemenz und Intensität bewegen sich die Tänzer*innen über 20 Metalltische. Von oben nach unten von links nach rechts und rundherum wird gesprungen, gerutscht oder auf, unter und zwischen den Tischen getanzt. 14 Tänzer*innen des Corps entwickeln ein tänzerisches, ein fast akrobatisches Potenzial, das den Zuschauern momentweise den Atem stocken lässt. Es ist fast unmöglich, trotz der unterschiedlichen Farben der Kleider, die Bewegungen eines einzigen Tänzers zu verfolgen. Zu schnell ist er im Strudel der anderen eingetaucht, formiert sich ein neues Bild. Zur elektronischen Musik von Thom Willems wird die Energie und Kraft, das Tempo dieses Stücks, besonders deutlich und betont den Mut und die Leistungsfähigkeit der Akteur*innen.

„Bei Thom hatte ich gelernt, auf eine völlig neue Art zuzuhören. Ich hatte einen klassischen Musikhintergrund und lernte, drei Instrumente zu spielen. Aber Wilhelms Ansatz war eine völlig neue akustische Welt, die ich noch nie erlebt hatte, die ich mir nicht einmal vorstellen konnte. Er hatte die Art und Weise verändert, wie ich heute Musik höre. Er entschlüsselte alles, aber in einer neuen Sprache.“ „…Die Entschlüsselung seiner ausgeschriebenen Musik und die Erarbeitung einer brauchbaren biografischen Übersetzung war ein wichtiger Teil meiner Entwicklung;“ heißt es im Programmheft in einem Gespräch des Berliner Intendanten mit dem Choreographen.

„Approximate Sonata 2016“

40 Jahre arbeiten Thom Willems und William Forsythe zusammen, betonte der Choreograph auf der Premieren-Bühne der Deutschen Oper Berlin. Auch die Musik für „Approximate Sonata 2016“schrieb Willams. Zu seinen Geräuschen, den lauten Tönen wirken die Pas de deux der Tänzer*innen besonders filigran. Das anfangs auf die Bühne projizierte JA soll wohl Optimismus vermitteln. Vielfältige gegensätzlich getanzte Figuren, JA -die immer wieder zueinander finden und tänzerisch harmonieren. Zur Premiere tanzen Polina Semionova und Gregor Glocke mit weiteren drei Paaren. Ausdrucksstark und faszinierend.

„Blake Works I“

Auch für das dritte Stück des Abends „Blake Works I“, zeichnete William Forsythe mit für die Bühnengestaltung seiner Choreographien. Alles minimalistisch gestaltet, so dass die gesamte Aufmerksamkeit den Tänzer*innen gehört. Getanzt wird in leichten fließenden Kostümen nach der Musik von James-Blake. Seine Musik ist sentimental, nicht nur im Gegensatz zu den vorherigen Rhythmen von Thom Wilhelms. Entsprechend die Choreographie, die stimmungsvoll romantisch mit klassischen und modernen Elementen verzaubert. Leichtigkeit bei Spitzentanz und klassischen Hebefiguren. Das letzte Pas de Deux des Abends tanzen Polina Semionova und Martin ten Kortenaar und dann bricht auch schon der Beifall los.

Premieren-Abschlussbild: Staatsballett Berlin mit William Forsythe

Staatsballett Berlin:
William Forsythe

Ort: Deutsche Oper Berlin
Termine:  23.02. | 04.03. | 10.03. | 13.03. | 14.03. | 01.04. | 06.04.| 09.04.2024 |

William Forsythe
Approximate Sonata 2016
Choreographie  William Forsythe
Musik  Thom Willems
Bühne und Licht  William Forsythe
Kostüme  Stephen Galloway
Einstudierung  Stefanie Arndt / Thierry Guiderdon
Bühnen- und Lichteinrichtung  Tanja Rühl
Toneinrichtung  Niels LanzUraufführung: 20. Januar 1996, Ballett Frankfurt, Opernhaus Frankfurt / Premiere der revidierten Fassung «Approximate Sonata 2016»: 4. Juli 2016, Ballett der Pariser Oper, Palais Garnier Paris
Michelle Willems, Matthew Knight, Aurora Dickie, Timothy Dutson, Polina Semionova, Gregor Glocke, Weronika Frodyma, Cohen Aitchison-Dugas,

One Flat Thing, reproduced
Choreographie  William Forsythe,
Musik  Thom Willems live aufgeführt von  Niels Mudde
Bühne und Licht  William Forsythe
Kostüme  Stephen Galloway
Einstudierung  Thierry Guiderdoni / Ayman Harper / Eva Dewaele / Alexandre Simões
Bühnen- und Lichteinrichtung  Tanja Rühl
Toneinrichtung  Niels Mudde
Uraufführung: 2. Februar 2000, Ballett Frankfurt, Bockenheimer Depot Frankfurt
Cohen Aitchison-Dugas, Jessica Beardsell, Erick Swolkin, Marina Duarte, Mark Geilings, Désirée Guler, Théo Just, Meiri Maeda, Ross Martinson, Giovanni Princic, Tabatha Rumeur, Wei Wang, Shaked Heller

Blake Works I
Choreographie  William Forsythe
Musik  James Blake
Bühne  William Forsythe
Licht  Tanja Rühl
Kostüme  Dorothee Merg / William Forsythe
Einstudierung  Stefanie Arndt / Ayman Harper / Yannick Sempey
Bühnen- und Lichteinrichtung  Tanja Rühl
Toneinrichtung  Niels Lanz
Uraufführung: 4. Juli 2016, Ballett der Pariser Oper, Palais Garnier Paris
Tänzer*innen des Staatsballetts Berlin

Artikelfoto: Staatsballett Berlin, One Flat Thing, reproduced, Foto: Yan Revazov