Was wir sahen, was wir träumten

Selbstbewusst blickt sie in die Ferne, ihre Kamera haltend. Die junge Frau auf dem Cover des Buches „Was wir sahen, was wir träumten“ von Jasmin Darznik stellt die Dokumentarfotografin Dorothea Lange dar. Ebenfalls auf dem Cover im Hintergrund ist das Symbol San Franciscos, die Kabelstraßenbahn zu erkennen. So zeigt bereits der Umschlag des Buches den Ort, in dem die Geschichten der bedeutenden Fotografin handelt. Es ist keine Biographie, aber der historische Roman enthält viel authentisches aus dem Leben Dorotheas. Ihre Polio-Erkrankung und ihre unerschütterliche Leidenschaft für die Fotografie. Ursprünglich wollte sie 1918 nach Paris., „… aber der nicht endend wollende Krieg durchkreuzte meine Pläne.“

San Francisco, Jewel City.

„San Francisco, Jewel City. Das Paris des Westens. Ein Ort, wo alles-buchstäblich alles-passieren konnte und vielleicht in genau diesem Moment passierte. Ein Ort, in dem man sich, wenn man das Wagnis eingehen, verlieren konnte“, stellte Dorothea, nachdem sie gerade erst aus New York angekommen war, fest. Ein schwerer Start, wenn das Geld gestohlen wurde und man niemanden kennt. Aber durch Zufall begegnet ihr Caroline Lee, die sie faszinierte. „Entschlossen schritt sie aus, als wären die Leute, an denen wir vorbeigingen, unsichtbar. Sie war frei und die Straße gehörte ihr.“ Die temperamentvolle, junge Frau führt sie in die schillernde Kunstszene von Sankt Franzisko ein.. Mit Caroline erlebte Dorothea (Dörrie) ein neues faszinierendes Leben. Sie lernte ihre Freiheit zu genießen, bekam Kontakte zu Kultur und Politik. Zusammen gründeten sie ein erfolgreiches Porträtatelier. Den Maler Maynard Dixon heiratete sie. „    Ich war stolz auf unser Hochzeitsfest-seine schöne, graue Schlichtheit. Es bewies, dass Maynard und ich alles nach unserem Willen gestalten konnten, dass unsere Ehe anders sein würde“, aber doch nicht hielt. Und es gibt Änderungen von Lebensplänen, neue Sichtweisen und Erkenntnisse im Laufe der der 20iger Jahre.

Dokumentarfotografin Dorothea Lange

Jasmin Darznik weiß diese einfühlsam zu beschreiben, geht auf die Personen ein und leitet über, das was scheinbar geträumt wurde, in der Realität zu erfassen. Sie arbeitet die Stärken der Frauen heraus, ihre Sensibilität und auch ihre Professionalität. Zeigt ihre Gefühle, Freude und Enttäuschungen und ihr Wachsen, trotz und gerade wegen der rassistischen Probleme in den USA. Die fast Blutsfreundinnen trennen sich, leben ihr selbst gewähltes, unabhängiges Leben. Das zeigt Größe.

In den „Nachbemerkungen der Autorin“ stellt Jasmin Darznik die Dokumentarfotografin Dorothea Lang, die sich nie als Künstlerin bezeichnen ließ, in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. „Ihre Fotos sollten Amerika ein Bild seiner selbst zeigen, und das taten sie“. Der Autorin gelang ein inniges, leidenschaftliches Buch über eine große Fotografin.

Die Autorin

Jasmin Darznik wurde in Teheran (Iran) geboren. Sie promovierte in Princeton in Englischer Philologie und ist heute Professorin für Englische Philologie und Kreatives Schreiben an der University of Virginia. Ihre Texte sind mehrfach preisgekrönt und wurden in Zeitungen wir The New York Times, The Washington Post und Los Angeles Times veröffentlicht. „Was wir sahen, was wir täumten“ dritter Roman. Er wurde von der New York Times und von Oprah Daily zu einem der besten historischen Romane des Jahres 2021 gekührt.

Jasmin Darznik
Was wir sahen, was wir träumten
Bertelsmann Verlag, 349 Seiten
ISBN-13: 9783570104521

Artikelfoto: Golden Gate Bridge San Francisco, Pixabay, Pixabay License