EK | EKMAN -Staatsballett Berlin

Mats Ek – A SORT OF …

Ek und Ekmann – sind beide Großmeister des Balletts und das hat so gar nichts mit ihren beider eigenständigen Namen zu tun. Beide kommen aus Schweden, der eine etwas älter, der andere fast 40 Jahre jünger. Jetzt stehen ihre unterschiedlichen Choreographien an einem interessanten und auch unterhaltsamen Ballettabend in der Deutschen Oper Berlin auf dem Programm. Mats Ek bekannt als bedeutender Choreograph des 20. Jahrhunderts begann der Abend mit „A Sort of…“. Vor einer gelben Wand mit einer kleinen Tür tanzt ein Pärchen. Ihr zärtliches Pas de Deux spricht von der Liebe. Ecoin Robinson tanzt anfangs einsam in einem pinkfarbenen Damenmantel bis sich Tabatha Rumeur, in einem dunklen Hosenanzug, auf ihn einlässt, als Frau und Partnerin. „Eine Art von…“ heißt das Stück von Ek. Soll es eine Art von Liebe, Partnerschaft oder vom Leben sein? Die Frau, wenn die Zweisamkeit nicht mehr stimmig ist, wird in einen Koffer gepackt.

Staatsballett Berlin „A SORT OF…“, Foto: Yan Revazov / Staatsballett Berlin

Dann wird die Bühne ausfüllende Wand zu einer Mauer mit bunten Luftballons und weiteren Tänzerinnen und Tänzern. In „A SORT OF…“ haben sie keine Namen, sie werden im Programm betitelt: im roten Kostüm oder lila Kleid, im grauen Anzug oder im Hemd. Insgesamt tanzen 16 Akteure in bunter Kleidung, auch mit Hütchen oder in Gummistiefeln, jeder charakterlich und tänzerisch stark. Aber es bleibt nicht immer lebensfroh und bunt, die Ballons zerplatzen, Lebensvorstellungen ebenfalls. Männer dominieren beim Schießen und Zerstören. Der Versuch einer Frau, sich mit einer Wasserpistole zu wehren, zu schießen, bleibt im Ausgang offen. Ein Mamm flieht. Ein Kampf der Geschlechter oder besser der Partnerschaften? EK Bewegungsprache spricht mit Details, gibt Denkanstöße für die Zuschauer. Eingangs ertönte per Band bereits das Glockengeläut aus dem „Kleinen Requiem für eine Polka von Henryk M.Gorecki. Es wiederholt sich und zusammen mit der Choreographie wirkt das Stück am Ende, trotz heiterer Momnte, nachhaltig mahnend.

Alexander Ekman – CACTI

Mit „Cacti“, beim Nederlands Dans Theater in Den Haag (2010) uraufgeführt, landete Ekman einen Welthit. Seitdem mit zahlreichen Preisen wie dem Olivier Award (2012) oder dem Helpmann Award (2013) ausgezeichnet, wird „Cacti“ von den großen Companies der Welt getanzt, ob in den USA, Canada oder in Dresden vom Semperoper Ballett. Mit „Cacti“ orientiert sich Ekmann mit seinem zeitgenössischen Tanz am allgemeinen Kunstverständnis, satirisch interpretiert. „In dieser Arbeit geht es darum, wie wir Kunst beobachten und wie oft wir das Bedürfnis verspüren, Kunst zu analysieren und zu ‚verstehen‘. Ich glaube, dass es keinen richtigen Weg gibt und dass ein:e jede:r Kunst so interpretieren und erleben kann, wie er oder sie möchte. Vielleicht ist es nur ein Gefühl, das wir nicht erklären können, oder vielleicht ist sehr offensichtlich, was die Botschaft ist.“

Cacti, Danielle Muir und Johnny McMillan, Staatsbalett Berlin, Foto: gab

Und die Botschaft wird über Kakteen transportiert. Anfangs erscheinen 27 Tänzer :innen wie aus dem Nichts, aus dem Orchestergraben. Eigen-Geräusche machend, mit Rufen und Klopfen auf die Brust, wirkt der Auftritt sehr forsch und leidenschaftlich. Fast kämpferisch in den dunklen Arbeitshosen.
Die Bühne, die wie die Kostüme und das Licht auch von Ekmann entwickelt wurden, wird zu einer Plattform, die sich in einzelne Podeste für die Tänzer :innen auflöst. Mal ein Schutzschild, mal ein Terrain für ihre pulsierenden, rhythmischen und fließenden Bewegungen, die mit gezielten Spots noch intensiver und ausdrucksstarker wirken. Ein Streichquartett mit klasischer Musik begleitet live die Tanzbewegungen. Und immer dabei die Kakteen. Sie werden geherzt, hofiert und verehrt. Als Kunstobjekt umschmeichelt. Diese Parodie anzusehen ist einfach ein Hochgenuss.
Eine tänzerische Köstlichkeit des Stückes ist das Pas de deux von Danielle Muir und Johnny McMillan. Im Hintergrund wird dazu ein Dialog eingespielt. Wovon handelt der? Von Schritten und Figuren, vom Hier und Jetzt, von Frau und Mann? Was ist die Botschaft? Das Publikum schmunzelt sehr vor sich hin.
Zum Finale werden die Kakteen am Bühnenrand drapiert. Eine symbolische Übergabe an das Publikum. Das reagiert mit begeistertem Applaus und Standing Ovations.

Cacti, Staatsbalett Berlin, Foto: gab

EK | EKMAN
Choreographien von Mats Ek und Alexander Ekman

A SORT OF…
Musik von Henryk M. Górecki
Choreographie und Inszenierung: Mats Ek
Bühne und Kostüme: Maria Geber | Licht: Ellen Ruge | Musik vom Tonträger

CACTI
Musik von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert
Choreographie, Bühne und Kostüme: Alexander Ekman
Licht: Alexander Ekman | Tom Visser (Umsetzung) | Text: Spenser Theberge
Streichquartett des Orchesters der Deutschen Oper Berlin | Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin

Premiere
16. Februar 2023, 19.30 Uhr
Aufführungen
18. | 21. Februar 2023, je 19.30 Uhr
12. März 2023, 16.00 Uhr + 20.00 Uhr | 22. März 2023, 19.30 Uhr
Deutsche Oper Berlin

Von Alexander Ekman steht ab März 2023 ebenfalls LIB auf dem Spielplan des Staatsballetts Berlin.

Artikelfoto: Staatsballett Berlin „Cacti“, Yan Revazov / Staatsballett Berlin