Weisheiten & Rezepte im „Kaflifats Kochbuch“

Er ist der Kalif des Kalifats Karfiolien. Und so darf, nein muss, Kalif Kazim ein Kochbuch für seine Leute herausgeben, damit sie sich abwechslungsreich und ausgewogen und mit viel Vitaminen gesund ernähren.

„Kalif mein Bester, warum um Himmels Willen, wollt ihr ein Kochbuch veröffentlichen, wo es doch schon 1 Milliarde Kochbücher gib? Und man ohnehin nahezu jedes Rezept im Internet findet?“ Fragt der Visier den Kalifen. Der begründet es mit 99 Namen des Essens: „… Sie sollen sich laben, futtern mampfen, ja fressen. Sie sollen sich verköstigen, Essen fassen, etwas zu sich nehmen, sich etwas einverleiben, schmackofatzen, tüchtig löffeln, sich ordentlich ernähren….“ usw.  Damit das seine „Untertanen“ zu Genüge tun können, offeriert er ihnen eine Vielzahl von Rezepten zur Steigerung ihres Wohlbefindens. Blumenkohl oder Rosenkohl, Pfannkuchen oder Pizza, Linsensuppe oder Zwiebelmett.

„Der Kalif bittet zu Tisch“

Alle Rezepte kommen nicht gewöhnlich daher. Sie sind immer mit einer großen Priese gesunder Zutaten sowie etwas Humor aber auch mit interessanten Vergleichen gewürzt.

Staatswappen“, Foto: gab

„Blumenkohl – oder, wie man im Wiener Kalifat sagt: Karfiol – ist das für das Kalifat, was der Bundesadler für die alte Bundesrepublik Deutschland war.“ (Der Blumenkohl gehört übrigens zum Kalifats Staatswappen).
Das Buch ist durchaus mit Augenzwinkern zu lesen, birgt jedoch einige sehr aktuelle Fragestellungen „zwischen den Zeilen“. Metaphern aus der Jetztzeit, die durchaus zum Nachdenken anregen.

Rezepte zum Entschlüsseln

Die Rezepte wiederum werden nicht chronologisch aufgelistet. Man sollte sich schon durch die 234 Seiten lesen, dann erfahren Leser*innen auch schon mal ein paar Geheimnisse des Kochens, auch, dass Menemen (türkisch) ein gutes Frühstücks-Omelett und Görgönsölöd ein Gurkensalat (sächsisch) ist.
Ja, das Unterhaltsame an dem Kochbuch ist der Spass, mit dem man sich zu den Rezepten vorliest:

„Satansbraten“, Foto: gab

„Gärtrud und Hermann, Buchheimer Zwiebelmett, Mango, eisgekühlt, Kartoffeln für das Volk! Goldwasser, Alles Käse! Oder auch nicht, Fischeintopf Anna Maria, Satansbraten“.
Alle übersichtlich beschrieben, aber nicht bebildert. Diese fehlen aber auch gar nicht. Die Food-Fotos zu den Rezepten entstehen wie von selbst im Kopf beim Lesen der dazugehörigen Geschichten.

„Schönheit des Essens“

Nicht zu kurz kommt die Beschreibung der Produkte (z.B. Curry, Reis, Tee) aber auch ihre Wertschätzung. „Nimm ein Ei. Schau dir dieses wunderbare Ding an. Oval. Weiß. Oder beige. Oder bräunlich. Mal einfarbig, mal gesprenkelt. Diese zarte Hülle und doch so fest; so zerbrechlich und doch ein Panzer! Die Natur schützt was ihr kostbar ist. So formvollendet! Diese feine, glatte Oberfläche! Was, wenn nicht das, ist Schönheit?“
Lange habe ich keine so schönen Beschreibung über ein Ei gelesen. Dazu kommt Kalifs Wunsch nach Gastfreundschaft. „Seit großzügig und großherzig“ ruft er seinen Followern (früher Gläubigern) zu. Und das gilt nicht nur beim Essen.

Ein sehr empfehlenswertes Koch-Lese-Buch.

Mein Kalifats-Kochbuch – Weisheiten & Rezepte –
Von Arbeitercurry bis Zwiebelmett
Hasnain Kazim
Penguin Verlag, 240 Seiten
ISBN 9783328109099

“ Staatswappen“ aus dem o.g. Kochbuch, Foto: gab